"Göttergleich werden" im 21. Jahrhundert – Prof. Michio Kaku
Von Campus Party Brasil - Flickr: Michio Kaku, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=19778367
"Wie werden wir leben - in 20, 60, 100 Jahren ?" Einer der berühmtesten Physiker, Quanten- und Stringtheoretiker Prof. Michio Kaku (geb. 1947 in Kalifornien / USA) hat weltweit 300 hochrangige Forscher gefragt, wie es weitergeht mit der physikalisch-technischen Entwick-lung, aber auch mit unserer Zivilisation. Zahlreiche wissenschaftliche Koryphäen besuchte er in ihren Laboren und Testeinrichtungen, um mit Ihnen die Möglichkeitsräume der Zukunft zu erkunden. Die „New York Times“ schrieb zum Buch Michio Kaku`s „Die Physik der Zukunft“: „Was für ein wunderbares Abenteuer ist der Versuch, das Undenkbare zu denken.“ „Die Welt“ schrieb einfach nur „Atemberaubend.“ Amerikanische Originalausgabe „Physics of the Future …“ 2011 by Doubleday, New York
Wenn wir heute auf irgendeinem Wege die Menschen des Altertums besuchen könnten und ihnen die Fülle der modernen wissenschaftlichen und technischen Errungenschaften zeigen könnten, würde man uns als Magier betrachten.
Dank wissenschaftlicher Zauberei könnten wir ihnen Düsenflieger zeigen, die in die Wolken aufsteigen, Raketen, die den Mond und die Planeten erforschen, Kernspintomografen, die ins Innere des Körpers schauen, und Handys, die uns mit jedermann auf dem Planeten in Kontakt bringen können.
Wenn wir ihnen Laptops zeigten, die bewegte Bilder und Botschaften ins Blitzschnelle von einem Kontinent zum anderen senden können, würden sie dies als Zauberwerk ansehen.
Aber das ist nur der Anfang, Wissenschaft ist nichts Statisches. Ihr Umfang nimmt überall um uns herum exponentiell zu. Wenn man die Zahl der wissenschaftlichen Veröffentlichungen nimmt, so zeigt sich, dass sich das schiere Volumen der Wissenschaft etwa alle zehn Jahre verdoppelt.
Innovationen und Entdeckungen verändern die gesamte wirtschaftliche, politische und soziale Landschaft und werfen alle lieb gewordenen alten Überzeugungen und Vorurteile über den Haufen. Nun riskieren Sie einen Blick in die Welt des Jahres 2100.
Um 2100 werden wir so mächtig wie die Götter sein, die wir einst verehrten und fürchteten. Aber diesen göttergleichen Status werden wir nicht mit Hilfe von Zauberstäben und -tränken erreichen, sondern durch Computerwissenschaften, Nanotechnologie, Künstliche Intelligenz, Biotechnologie und vor allem durch die Quantentheorie, auf der die genannten Technologien basieren.
Um 2100 werden wir wie die antiken Götter Objekte mit der Kraft unsere Gedanken manipulieren können. Computer, die lautlos unsere Gedanken lesen, werden unsere Wünsche ausführen. Wir werden Objekte allein durch unsere Gedanken bewegen, eine telekinetische Kraft, die gewöhnlich nur den Göttern vorbehalten ist.
Dank Biotechnologie werden wir perfekte Körper schaffen und unsere Lebensspanne verlängern. Wir werden zudem Lebensformen kreieren, wie es sie auf der Erde nie zuvor gegeben hat. Dank Nanotechnologie werden wir einen Gegenstand in einen anderen umwandeln, etwas aus scheinbar fast nichts schaffen können.
Wir werden nicht in feurigen Wagen, sondern in schnittigen Fahrzeugen über den Himmel ziehen, die selbstständig aufsteigen und fast ohne Treibstoff durch die Luft gleiten. Mit unseren Maschinen werden wir die unbegrenzte Energie der Sterne nutzbar machen können.
Wir werden zudem kurz davorstehen, Raumschiffe auszusenden, um nahe gelegene Sternensysteme zu erforschen. Auch wenn diese göttergleichen Kräfte unvorstellbar fortgeschritten erscheinen, werden die Keime all dieser Technologien gerade jetzt gelegt, während Sie dies lesen.
Die modernen Naturwissenschaften, nicht Beschwörungen oder Zauberformeln, werden uns diese Macht verleihen. Ich (Michio Kaku) bin Quantenphysiker. Jeden Tag beschäftige ich mich mit den Gleichungen, die das Verhalten der subatomaren Teilchen beschreiben, aus denen das Universum besteht.
Die Welt, in der ich lebe, ist das Universum des elfdimensionalen Hyperraums, der schwarzen Löcher und der Tore zum Multiversum. Doch die Gleichungen der Quantentheorie, mit deren Hilfe sich explodierende Sterne und der Urknall (Big Bang) beschreiben lassen, können auch dazu dienen, die Umrisse der Zukunft zu entschlüsseln.
Aber wohin führen all diese technologischen Veränderungen? Wo liegt der endgültige Bestimmungsort auf dieser langen Reise ins Reich von Wissenschaft und Technik? Der Höhepunkt all dieser Umwälzungen ist die Bildung einer planetaren Zivilisation, die von Physikern als Typ-I-Zivilisation bezeichnet wird.
Dieser Übergang markiert vielleicht den größten Übergang in der Geschichte der Menschheit, eine neue Richtung im Vergleich zu allen Zivilisationen der Vergangenheit. Jede Schlagzeile, die die Nachrichten beherrscht, spiegelt in gewisser Weise die Geburtswehen dieser planetaren Zivilisation wider.
Handel, Kultur, Sprache, Unterhaltung, Freizeitaktivitäten und selbst Kriege - sie alle werden durch die Entstehung dieser planetaren Zivilisation revolutioniert. Wie aus dem Energieoutput des Planeten zu schließen, werden wir diesen Typ-I-Status vermutlich binnen 100 Jahren erreichen.
Sofern wir nicht den Kräften von Chaos und Irrsinn anheimfallen, ist der Übergang zu einer planetaren Zivilisation zwangsläufig, diesem Endprodukt der enormen, unaufhaltsamen Kräfte von Geschichte und Technologie, die jenseits unserer Kontrolle stehen.
________________________________________________________________________________
Michio Kaku: „Die Physik der Zukunft - Unser Leben in 100 Jahren“, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei ‚Hamburg, Dezember 2013 (USA Original edition by Doubleday: 2011) - zitiert ohne KI
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen